Der Kommissär (Walter Kukla) befragt im Mordfall Oma Stadelmann auch einen Koch.

Foto: Barbara Pálffy

Wien - Die Ohdraten und die Großkopfaden, die G'sackelten und die, die leider betteltutti sind: Im Wandertheater Auf der Landstraße, da gibt's a Hetz! Von Großkopfade und Sacklpicka kommen sie alle vor: Nach einer Idee von Gabriele Müller-Klomfar und Susita Fink führt das auf Wiener Kriminalgeschichten des Vormärz basierende Stationentheater durch den dritten Gemeindebezirk (Text: Susita Fink und Claudia Hisberger).

Es beginnt damit, dass in einem Hinterhof nahe der Kundmanngasse die Großmutter der Familie Stadelmann tot aufgefunden wird. Am Strick hängend, und dennoch deutet alles auf einen Mord hin. Im Verlauf der nächsten zwei Stunden wird der verkorkste Polizeikommissär (Walter Kukla) mit seiner von ihm erfolglos verehrten Freundin, der Sängerin Fanny (Susa Kratsch), den Fall aufklären.

Das Publikum folgt ihm und dem Bänkelsänger (Walther Soyka) zu den Stationen, an denen Zeugen und Mitwisser befragt und verhört werden. Mit historischen Kostümen, altertümlichem Sprachduktus und ebensolchen Verhaltensweisen (Galanterien) und auf originalgetreuen Schauplätzen imaginieren die Szenen das Bild einer konservierten Altwiener Vergangenheit. Sehr charmant.

So steht irgendwann mitten unter den Passanten am Rochusmarkt ein Mann mit Zylinder und Gehstock und singt seiner (ihm schon wieder entwischten) Angebeteten eine Moritat von der unglücklichen Liebe (I griag di ned von Ernst Molden).

Das Stück verwebt zeitgeschichtliche Hintergründe, bezieht sich auf konkrete Personen wie Metternich oder Fürst Rasumofsky sowie auf konkrete Ereignisse wie etwa den Großbrand des einstigen "k.-k. privilegirten Hetzamphitheaters unter den Weissgerbern".

Die Theater-Fink-Produktion hält das Volkstheater hoch und mit ihm das Puppentheater, das hier eine wichtige Rolle spielt. Die schönsten - von Puppenspielerin Claudia Hisberger bewegten - Knautschgesichter gehören den Untersten der Gesellschaft, der ermordeten Oma, dem Mörder, der Kupplerin, dem Koch. Ein wenig Dynamik fehlt der netten Tour gegen Schluss hin. Dennoch: eine vitale Zeitreise nicht nur für Landstraße-Bewohner.  (Margarete Affenzeller, DER STANDARD, 31.8./1.9.2013)